„Das letzte Lächeln“: Letztes Foto von Yogananda 7. März 1952

Anlässlich des 70. Jahrestages von Paramhansa Yoganandas Mahasamadhi

Yoganandas letzter Vortrag, den er am 7. März 1952 im Biltmore Hotel in Los Angeles hielt, war kurz. Wie uns erzählt wird dauerte er nur zehn Minuten. Er beendete seine Rede mit einigen Zeilen seines Gedichtes Mein Indien.  „Dann sank er mit nach oben erhobenen Augen und sich ein wenig nach rechst drehend,  leise zu Boden…“ So wird uns der Moment seines Mahasamadhi (sein bewusstes Verlassen des physischen Körpers) von den Schülern beschrieben, die anwesend waren. (siehe In Memoriam Selfrealisation Fellowship 1958,  S.57)

Es ist interessant, dass von all seinen wunderbaren Lehren das, was er für seine letzte Rede wählte und dem er darin Nachdruck verlieh, die Notwendigkeit der Einheit und des Friedens in der Welt war, die Notwendigkeit das Beste des Ostens und das Beste des Westens miteinander zu vereinen, die Notwendigkeit einer vereinten Welt, in der Gott das Bewusstsein der Völker und Nationen lenkt. Vielleicht liegt dieser Nachdruck auf Frieden, da es schwer vorstellbar ist, wie ohne Frieden irgend eine andere göttliche Qualität wie Freude oder Liebe oder Stille, oder tatsächlich das Erreichen von Selbstverwirklichung, gegenwärtig sein können. Wir mögen uns daran erinnern wie auch Christus immer viel Wert auf Frieden legte: „Selig sind die Frieden stiften, denn sie werden Kinder Gottes heißen“ (Matthäus 5,9) und „ …habt Frieden untereinander.“ (Markus 9, 50) und „Den  Frieden lasse ich euch, meinen Frieden gebe ich euch.“ ( Johannes 14,27)

Die allerersten Worte der Rede Yoganandas, nachdem er die Anwesenden begrüßt und willkommen geheißen hatte, bezogen sich auf Gandhi und den Weltfrieden: „Ich erinnere mich an meine Begegnung mit Mahatma Gandhi. Der große Prophet brachte der modernen kriegführenden Welt eine praktische Methode für den Frieden. Gandhi, der erstmalig die Prinzipien Christi auf die Politik angewendet hat und der Indiens Freiheit gewann, gab ein Beispiel, welchem alle Nationen folgen sollten, um ihre Schwierigkeiten zu lösen.“( In Memoriam S.68)

Gandhis praktische Methode war natürlich das Praktizieren von Ahimsa oder Gewaltlosigkeit (das erste von Patanjalis fünf Yamas und ein Konzept, das durch Gandhi berühmt geworden ist) und sie erinnert an die Lehre Christi seine Feinde zu lieben [1], die andere Wange hinzuhalten, wenn man mit Aggression konfrontiert ist [2], und zu vermeiden zu Waffen zu greifen [3]. Diese Lehren von Patanjali und Jesus würden eine ganze Menge Diskussion erfordern, um zu ihren Tiefen vorzudringen. Aber selbst auf einem ersten Level der Interpretation lassen sie keinen Zweifel an der Notwendigkeit Liebe anstatt Aggression auszustrahlen, Frieden zu wählen anstatt Krieg.

„Lasst uns alle gemeinsam selbstlos die Lösung unsere Probleme erarbeiten“

An anderer Stelle spricht Yogananda jedoch über den Unterschied zwischen gerechtem und aggressivem Krieg und wir wissen, dass er in früheren Inkarnationen an Krieg beteiligt war (als Arjuna, als William the Conqueror und – wahrscheinlich – als König Ferdinand III von Kastilien), aber er fügt hinzu, dass es besser wäre, wenn alle Nationen ihre Schwerter an den Nagel hängen würden und sagen würden: „Lasst uns alle gemeinsam selbstlos die Lösung unsere Probleme erarbeiten“ und er bezieht sich auf die Lehren Christi von Liebe und Frieden als einzig wirkliche Rüstung (siehe The Divine Romance, Paramhansa Yogananda, Selfrealisation Fellowship 1986, S.80/81).

Die brennende Frage für alle spirituellen Sucher und alle Schüler (sei es von Jesus oder von Yogananda) ist jedoch, wie man auf die kriegführende moderne Welt“ reagiert, auf die Yogananda sich bezieht. Genauer gesagt, wenn wir heute in der Ukraine lebten, würden wir dann zu den Waffen greifen, um unsere Familien und unsere Lieben, unser zu Hause und unsere Existenz zu beschützten oder würden wir auf das Gebet zurückgreifen und versuchen die russischen Angreifer mit OM statt Bomben zurückzudrängen? Yogananda rät dies: „…die vorrangigen und ersten Maßnahmen sollten darin bestehen, dem Bösen unter Anwendung aller aufzubringenden spirituellen und moralischen Kraft entgegenzutreten und sich zu bemühen die Tendenz der Welt zu Krieg und Gewalt zu ändern, indem die Ursachen beseitigt werden die das Böse verstärken – Armut, Hunger, Krankheit, Ungerechtigkeit, Gier und egoistische Interessen.

Er stellt jedoch klar, dass es nicht ungerecht ist sich gegen einen Angriffskrieg zu verteidigen. „Das eigene Land und seine hilflosen Bürger vor dem Bösen zu schützen ist rechtschaffenes Handeln.“ ( siehe Journey to Self-Realisation, Self-Realization Fellowship, 1997 S 196). Ich persönlich danke Gott dafür, nicht in so einer Lage zu sein und bete zu Gott niemals in dieser Weise geprüft zu werden.

Und für alle von uns, die diesem Dilemma nicht direkt gegenüberstehen, bleibt die Frage: was können wir tun?

Jyotish, der Internationale Spirituelle Direktor von Ananda, schrieb in seinem Blog diese Woche, datiert vom 4. März 2022, dass wir versuchen müssen, die negative und dunkele Energie, die durch die Geschehnisse in der Ukraine ausgesendet wird, mit positiver Energie, mit Licht auszugleichen. Denn wenn Krieg oder Desaster oder Pandemien geschehen, dann tun sie dies auf Grund einer Unausgeglichenheit von Schwingungen in der Welt (Es gibt von Yogananda und anderen Meistern  viele Hinweise zu dieser Tatsache).

So, ja, lasst uns beten, OM singen, ja. Aber allem voran lasst uns versuchen Güte auszustrahlen. Freundlichkeit, Frieden und Harmonie in unserem eigenem Leben, in unseren Gedanken, Worten und Handlungen.

Lasst uns der Friede sein,  von dem wir sehen möchten, dass er sich auf der Erde durchsetzt. Lasst uns die Veränderung sein, die wir in der Welt sehen möchten. (…um mich nochmal auf Gandhi zu beziehen und auf seinen inzwischen berühmten Spruch).

Wir sollten nicht auf die Leiter der Welt und weltweite Organisationen warten, auf dass sie den Frieden wiederherstellen, die aus der Balance geratene Energie wieder ausgleichen, sondern wir sollten den Frieden in unserm Geist und unseren Herzen aufrichten und ihn sich in immer größer werdenden Kreisen zu allen um uns herum ausdehnen lassen.

Nayaswami Jyotish: „Wirst Du dich mir anschließen?“

Wir müssen unsere Herzen weit machen und unser Bewusstsein erheben, wenn wir das Ende von Krieg sehen wollen. Einen anderen Weg gibt es nicht. Jyotish endet in seinem Blog mit folgenden Worten: “Ich gebe mir selbst das Versprechen mein Bestes zu tun, um im Laufe jeden Tages mit Frieden und Harmonie zu handeln und diese Schwingungen kraftvoll in den ganzen Planeten auszustrahlen.“ Er fragt: „Wirst Du dich mir anschließen?

Und ich frage: „Werden wir uns ihm anschließen?“

Yoganandas letzte Rede beginnt, wie gesagt, mit dem Hinweis auf Gandhi und die kriegführende moderne Welt. Sie endet vor den Zeilen seines Gedichtes „Mein Indien“ mit Worten, die den Frieden auf Erden betreffen, Worten, die nicht an Bedeutung verlieren und die heute mehr denn je widerhallen. Sich an den indischen Botschafter wendend, und an alle Anwesenden auf dem Bankett gerichtet, sagt er: „Ich hoffe und bete…..dass Sie immer den Nachdruck  auf die Flugzeuge der Barmherzigkeit von Land zu Land setzten mögen anstatt auf die Flugzeuge, die  Bomben der Zerstörung tragen. Lasst uns für Frieden auf Erden arbeiten wie nie zuvor. Wir wollen einen Kongress der Wissenschaftler, der Botschafter, der religiösen Menschen, die kontinuierlich darüber nachdenken, wie man diesen Planeten zu einem besseren zu Hause machen kann, zu einem spirituellen zu Hause mit Gott als Leiter.“ (In Memoriam S.69)

Und wir sollten optimistisch sein, dass das eines Tages der Fall sein wird und nicht angsterfüllt sein (die heimtückischste von Mayas Waffen, gefährlicher noch als Gewehre und Bomben), denn zum Schluss ist es immer Gott, der triumphiert. Wahrheit triumphiert. Licht triumphiert. Das Böse ist ausgelöscht.

„Die Welt wird nicht untergehen…“

Yogananda versichert uns dessen in einem Vortrag, den er 1948 hielt, wieder bei einem Dinner, zu Ehren von Mahatma Gandhi und der Sache des Weltfriedens (siehe Journey to Self-Realisation S. 195/196). Er sagt: „Die Welt wird nicht untergehen. Also habt keine Angst. Glaubt an euren Vater. Er wird euch beschützen, wenn ihr euch an seine Ideale erinnert, wenn ihr den Glauben an ihn behaltet. Egal was geschieht, der Geist wird siegen. Ich sage dies vorher: Jeder, der die Bombe benutzt, motiviert durch Aggression, wird durch die Bombe fallen…..Wie Hitler mit all seiner Macht fiel, so wird jeder Diktator, wo immer er auch ist, zu Fall gebracht werden. Das sage ich voraus.

OM…Frieden…


[1] Matthäus 5,44  „Ich aber sage euch: Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen. Segnet, die euch fluchen, tut wohl denen, die euch hassen, und bittet für die, die euch beleidigen und verfolgen.“

[2] Matthäus 5,39  „Ich aber sage euch, dass ihr nicht widerstreben sollt dem Übel, sondern: Wenn dich jemand auf deine rechte Backe schlägt, dem biete die andere auch dar.“

[3] Matthäus 26,52  „Da sprach Jesus zu ihm: Stecke dein Schwert an seinen Ort! Denn wer das Schwert nimmt, der soll durchs Schwert umkommen.“

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert